Rollerfahrer Geschichten |
ACHTUNG bei allen angegebenen E-Mail Adressen habe ich das @ Zeichen durch ein grosses O ersetzt.
15.03.2004
Michael H von den
Dornaper Rollerfreunden:
Irgendwie komisch,
finde ich die Gesichtsausdrücke einiger Mitmenschen in denen ich immer wieder lesen kann, kaum das ich sage: „ich kauf mir wieder einen Roller“.
Zur Vorgeschichte: als ehemalig angehöriger der Knieschleiferfraktion mit damals heißen Öfen (Bol d`or und XJ), also die sogenannten wilden Jahre ein Heizer, machte ich nach ca. 10 jähriger Babypause (gleich 2 Stück recht kurz hintereinander) die Phase durch, Du mußt unbedingt wieder Moped fahren.Dieses Gefühl wurde anscheinend die ganzen Jahre unterdrückt, in denen ich extreme Autos fuhr. Dabei waren unter anderen ein Chevy V8 5,7 Liter mit an die 330 Ps, einige sportliche Autos der Marken BMW.und Ford, deren hauseigene Sportlichkeit (M line oder RS) grundsätzlich noch getoppt werden mußte.Damit meine ich noch tiefer, noch breiter und erst recht noch lauter. Dementsprechend wurde natürlich auch geheizt und das nicht immer im Sinne der Familientauglichkeit der ach so verhätschelten Karossen.Aber auf einmal stand ich da, mit einem absolut auf Familie getrimmten Auto (Mondeo Kombi 1.6 mit 90 Frischmachern an der Achse) in der Garage, na Prima!Ein Moped mußte her, also Frau (gleichzeitig Finanzministerium) in Kenntnis gesetzt und…. im Hieb eine Abfuhr erhalten. Frei nach dem Motto: Motorrad oder Familie !!! Aus der Traum. Aber nicht mit mir. Einen Fuffi hab ich mir geholt. Allen dämlichen Fragern und Lästerern entgegnete ich: „Ist doch nur um zur Arbeit zu kommen.“ Außerdem hing mit so einem Räbbelchen der Haussegen noch gerade. Na ja, was soll ich sagen, auch an dem Motorchen wurde dran rum gefummelt so das sage und schreibe ganze 80-85 auf der Graden drin waren. Irre Feeling, echt.Jedoch wurde mir irgendwann schlagartig bewußt, welch weitreichende Folgen diese illegale Bastelei mit sich brachte, - immer den Verlust von Versicherungsschutz,! event. Führerscheinsperre usw.!!!Und ich habe Familie,- und wenn man Familie hat, soll man sich auch um deren Verantwortung bewußt sein. Ich glaube die Erkenntnis hat was mit „älter werden“ zu tun, oder? Um dem gerecht zu werden und natürlich auch den Hausfrieden zu waren, ging`s zur nächst höheren Stufe, ein 125ccm Yamaha Majesty (wenigstens die Marke samt Schlüsselanhänger erinnerte mich an früher) stand nun in der Garage oder eben auf dem Firmenparkplatz Damit waren die 80 wieder erlaubt.Jetzt kommt`s, auf einmal bekam ich wieder Lust auf das eine oder andere Tourchen. Meistens dann, wenn der Rest der Familie selbst irgendwie unterhalten war, tourte ich durch die Landschaft.Herrlich, bequem zu sitzen und wieder den Fahrtwind zu genießen und schöne Landschaften mit allenSinnen aufzunehmen. Einfach herrlich!Allerdings, egal wem ich davon vorschwärmte, jedesmal kam die Bemerkung: “ja aber mit nem Roller“, und immer mit einem Gesichtsausdruck dabei: „Du tust mir echt leid, mein Freund.“ oder „Mann, bist Du bestraft.“ Viele denken beim Thema Roller immer noch an Blechkiste und Zweitakt und so. Fahren im Ledermantel mit Zeitungspapier auf der Brust und ohne Helm dafür mit Fliegerbrille. Anfangs fing ich noch an mich zu rechtfertigen. Ich mußte damit klar kommen. „Nichts ist toller als ein Roller“ - hab ich irgendwo mal gelesen und mich eigentlich auch darüber amüsiert. Heute allerdings gibt es für mich nichts anderes mehr wie einen Roller. Die Dinger sind heut zu Tage so Klasse geworden, siehe Burgmann, X9 und Silverwing. Und in Sachen Ausstattung, Sicherheit und teilweise auch in Leistung brauchen sie sich bestimmt nicht hinter einer ganzen Menge Motorrädern zu verstecken. Der Nutzenfaktor eines Zweirades ist für mich mit einem Roller unübertroffen. Beispiel Wetterschutz oder die Möglichkeit, Helm und Handschuhe bequem während eines Stadtbummels zu verstauen und gleichzeitig mit meiner Videoausrüstung zu drehen.Mach das mal im Lederkombi mit einem Superbike.Und die Landschaft als grünen Streifen erleben unter ständigen Adrenalinschüben, ich glaube diese Zeiten sind irgendwie vorbei. Für mich zumindest. Um diesen Vorteil bewußt, belächle ich heute all die, die mich als Rollerfahrer belächeln. Laß die Leute denken was sie wollen, die haben nämlich gar keine Ahnung. Und so ist auch mein neues „Moped“ wieder ein Roller. Ich freu mich drauf. Das wollte ich nur mal gesagt haben. Micha miha10.02
Bruno S. schreibt die Geschichte
seines Rollerfahrerlebens
schifferschiffernaturstein.de
Ein
paar Fotos werden demnächst auch noch eingefügt
Wie kommt man dazu, im reifen Alter von inzwischen 58 Jahren, in 25
Monaten 40.000 km mit dem Roller zu fahren?
Es fing ganz harmlos an. Als
der Wunsch nach einem motorisierten Zweirad
immer stärker wurde, galt es eine
Konfrontation mit der besseren Hälfte zu
vermeiden. Und was ist
unverfänglicher als ein braver Fünfziger Roller. Für
die ganze Familie wurde
ein Peugeot SV 50 angeschafft. Aber weder Frau noch
Töchter machten damit
mehr als eine kurze Probefahrt. Für mich war der
Einstieg geschafft und
fortan wurde während der Arbeit (als selbständiger
Handwerksmeister) und in
der Freizeit jede nur mögliche Fahrt mit dem Roller
unternommen. Der
Rollervirus hatte mich infiziert.
Nach einem guten halben Jahr konnte ich,
ohne daß der Haussegen schiefhing,
den Fünfziger gegen eine Hexagon 150
austauschen.
Jetzt ging die Post ab! Solo und mit Sozia wurden neben den
Arbeitseinsätzen
Touren in die nähere und weitere Umgebung unternommen. Ein
Leben ohne Roller
war weder für mich noch für meine Frau vorstellbar.
Als
dann der Sommerurlaub 96 anstand gab es keine Diskussion. Wohl über das
Reiseziel. Ich dachte an
Mosel, Rhein, Schwarzwald, während meine Frau
meinte, das sei etwas für
Rentner. Sie hatte sich Lissabon in den Kopf
gesetzt. Als ich mit und mit
merkte, daß ihr das wirklich ernst gemeint war,
habe ich mich ihrer
Entscheidung "unterworfen".
Wie war das bei nur zwei
zur Verfügung stehenden Wochen zu realisieren? Es
ging nur mit dem
Autoreisezug! Wir fuhren nachmittags gen Düsseldorf und waren
am nächsten
Morgen frisch und munter in Biarritz
Von dort ging es nach SanSebastian,
über die Pyrenäen nach Burgos, durch die spanische Hochebene über
Valladolid,
Salamanca und Badajoz nach Portugal. Die Hitze war mörderisch.
Bei 38 Grad im
Schatten war es in der Sonne einfach nicht mehr auszuhalten. Als
wir dann
über die große Tejo-Brücke nach Lissabon reinrollerten hätten wir vor
Freude
weinen können.
Wir hatten uns ein Luxushotel verdient! Mit
Klimaanlage,
Garage, flauschigen Bademänteln und einem Pagen, der den
Givi-Koffer
schleppte
.
Nach zwei Tagen in dieser faszinierenden Weltstadt
ging es dann an
der portugiesischen Küste entlang Richtung Norden über Porto
wieder nach Spanien
.
Kurz hinter der Grenze auf der Autobahn heulte der
Motor auf und der Vortrieb
blieb aus: Antriebsriemen gerissen. Jetzt war
Schieben angesagt. Der Chef
einer kleinen Piaggio-Werkstatt in Porriño hat
dann in rührendem Eifer
zunächst den Hexagon an der Autobahn-Abfahrt
geöffnet, sich den Schaden
besehen und versprochen, mit einem neuen Riemen
zurückzukommen. Nach zwei
Stunden kam er auf einer alten Vespa, ein Auto
besaß er nicht, mit dem neuen
"Correo" und machte uns wieder flott. Dann kam
die Überraschung. Er wollte nur
den Keilriemen bezahlt haben, es sei ihm eine
Ehre, uns geholfen zu haben.
Zwei Fläschchen Bier in der nahen Kneipe nahm er
dann als Arbeitslohn an.
Die weitere Rückreise entlang der spanischen
Atlantikküste verlief ohne
besondere Zwischenfälle. Wieder in Frankreich hat
es uns 15 km vor dem
rettenden Bahnhof Biarritz dann doch noch erwischt.
Hinterreifen platt.
Gottseidank hatte ich eine Sprühdose mit Reifenpilot im
Gepäck.
Ich glaubte nicht so recht an dieses Wundermittel, und es dauerte
auch eine halbe Stunde,
bis der Reifen wieder die Luft hielt. Als wir wieder
zuhause ankammen hatte
der Tacho 3850 km mehr auf dem Zähler.
Kurz nach diesem unvergeßlichen Urlaub wurde dann ein neues Kapitel
meiner
Rollergeschichte aufgeschlagen. Es hieß MAJESTY und begann im
August 96. In
einer Kleinanzeige unserer Tageszeitung wurde einer
angeboten mit 800 km
Laufleistung, leichtem Unfallschaden, 4 Monate alt.
"Ich will keinen neuen
Roller kaufen", sagte ich meiner Frau, "aber die
Chance, einen Majesty mal
unverbindlich probezufahren kriegt man bei
meinem Händler nicht." Gesagt,
getan. Auf der Heimfahrt in einem
Straßencafe stand dann der Entschluß
fest.
Es war Freitagabend, die Banken hatten geschlossen und so kratzte
ich
tausend Mark zusammen und bot sie als Anzahlung und "hinterlegte"
meinen
Hexagon als Pfand. Stolz wie Oskar rauschte ich mit meiner
Neuerwerbung
vom Hof. Bis Sonntagabend hatte ich genausoviele Kilometer
gefahren, wie
der Vorbesitzer in 4 Monaten.
Ob während der Arbeit oder in
der Freizeit alles wurde mit dem Majesty
unternommen. Fachmesse in Nürnberg,
Wochenendtour nach Ostende,
Hausmesse von Lieferanten in Ludwigsburg, Herne
oder Idar-Oberstein,
Besuche bei der Tochter in Osnabrück, so kamen die
Kilometer zusammen.
Als dann der Sommerurlaub '97 geplant wurde fiel unsere
Wahl auf
Italien. "Einmal den ganzen Stiefel umrunden", gab meine Frau vor,
und
das in nur zwei Wochen! Der Autoreisezug wurde bis Bozen gebucht. Da
wir
Norditalien schon mehrfach bereist hatten, ging es in einem Rutsch
am
Gardasee vorbei, durch die Poebene, über den Appennin an die
Westküste.
Cinque Terre und die Marmorbrüche von Carrara bleiben wohl
unvergessen.
Den Schiefen Turm von Pisa zeigte ich meiner Frau von der
Autobahn aus,
von Rom sahen wir nur ein Stück des Autobahnrings. Weiter ging
es
Richtung Süden auf kleinen Küstenstraßen Richtung Neapel. Die
Fahrweise
der Italiener ist sowieso schon für uns Mitteleuropäer gelinde
gesagt
gewöhnungs-bedürftig. Was aber zum Feierabend in der City von
Neapel
loswar, kann man nicht beschreiben, das muß man erlebt haben. Kampf
um
jeden Meter, rote Ampeln wurden völlig ignoriert, genauso wie
die
hilflos trillernden Polizisten. Ein ausdauerndes Hupkonzert rundete
das
Chaos ab. Bei 38 Grad fühlte man sich wie in der Sauna. In einem
guten
Hotel (mit Garage), etwas außerhalb der Stadt, kehrte Ruhe nach
dem
hektische Tag ein.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf den Vesuv. Das
letzte Stück muß man zu
Fuß auf einem steilen Pfad über Lavageröll
aufsteigen.
Der Blick über den Golf von Neapel und in den Krater, auf die
ausgegrabenen Städte
Herkulaneum und Pompaji war allein die Reise wert.
Die
Fahrt ging weiter
entlang dem Golf von Neapel, Capri nur aus der Ferne und
die -nach
Ansicht auch der Italiener- schönste Küste des ganzen Landes, die
Costa
Amalfitana, mit atemberaubender Ausblicken nach Salerno.
Bei einer
Rast auf der Fahrt nach Reggio die Calabria haben wir unseren
Traum begraben,
den ganzen Stiefel zu umrunden. "Wir sind im Urlaub,
nicht auf der Flucht,"
hielt ich meiner Frau vor. Quer durchs Land, über
Potenza fuhren wir nach
Taranto und schnitten auch noch den Absatz des
Stiefels ab, als wir direkt
nach Bari fuhren. Nun ging es an der
adriatischen Küste entlang zum Sporn des
Stiefels, die Halbinsel
Gargano. Nach einer Übernachtung in Vieste trieb uns
die Unruhe weiter.
Einmal haben wir dann in ein und demselben Hotel zwei
Nächte verbracht.
Dadurch ergab sich die Gelegenheit zu einer Tagestour durch
den
wildesten Teil der Abruzzen.
Bei Ancona verließen wir die Küste
und
fuhren ins Landesinnere, besichtigten Assisi, das wenig später durch
ein
Erdbeben stark zerstört wurde, und fanden zum Abend ein
wunderbares
Quartier in Castiglione am Lago Trasimeno.
An Florenz vorbei
überquerten wir am nächsten Tag auf kleinen Sträßchen
wieder den Appennin. Am
Morgen danach stand ein weiteres Highlight an.
Der Besuch im neuerbauten
Ferrari-Museum in Maranello.
Was dort geboten
wird, ist ein Muß für alle
Ferraristi. Technik und Nostalgie pur. Danach
haben wir uns auf die ansonsten
verpönte Autostrada begeben und sind bis
in die Nähe von Bozen in die
Dolomiten gefahren.
Am letzten Tag vor der Rückreise im Autozug stand als
krönender
Abschluß noch die Fahrt über die berühmten Pässe Sellajoch (2244
m),
Grödner Joch (2121 m), Campo- longo (1875 m), Pordoi-Paß (2239 m)
und
Karerpaß (1745 m) auf dem Programm. Erstaunlich, wie der Majesty
mit
zwei Personen und Gepäck die Steigungen und Kehren meisterte.
Knapp
4000 km ohne Defekt, abgesehen von der mal wieder
losgeschüttelten
Auspuffblende, lagen hinter uns.
Die Zeit bis zum nächsten Urlaub
verbrachten wir mit vielen Touren in
die nähere und weitere Umgebung. Rhein,
Ahr, Mosel, Holland Belgien und
Luxemburg wurden auf Tages- oder
Wochenendfahrten "abgeklappert".
Für den Sommerurlaub '98 wurde
Kroatien auserkoren.
Vor zehn Jahren
waren wir zum letztenmal im ehemaligen
Jugoslawien gewesen, damals mit
dem Wohnmobil. Von früher wußten wir auch,
daß der Norden ganz schön
ist, die Landschaft aber weiter im Süden
unvergleichlich imposanter
wird. Daher war unser angepeiltes Ziel
Dubrovnik.
Der schon obligatorische Reisezug brachte uns nach Villach.
Am
Wörthersee entlang, über Klagenfurt und den Loiblpaß kamen wir
nach
Slowenien. Da die kroatische Küste lockte, haben wir eine lange
Etappe
eingelegt und waren abends schon in der Nähe von Rijeka. Dann fuhren
wir
an die Südspitze von Istrien nach Pula. Eine Fähre sollte uns von
dort
auf die Insel Losinj bringen. Da die Fähre erst freitags fuhr,
hatten
wir drei Tage Zeit, die Küste und das Landesinnere zu
"erfahren".
Nach einer vierstündigen Seereise und einer Übernachtung in
der
Inselhauptstadt Mali Losinj erkundeten wir nur kurz die reichlich
kleine
Insel und über die Drehbrücke bei Osor fuhren wir auf die
Nachbarinsel
Cres. Hier hatten es uns besonders die kleinen Örtchen an den
Küsten
angetan, die teilweise nur über recht abenteuerliche Straßen
zu
erreichen waren. So fuhren wir z.B. zum Strand von Beli auf einer
derart
steilen Straße, daß zwar die Abfahrt gelang, aber der Aufstieg
wegen
Sozia und Topcase nicht möglich war. Die Fuhre war so hecklastig,
daß
sich beim Anfahrversuch das Vorderrad hob. Meine bessere Hälfte
zog
einen Fußmarsch vor.
Nach zwei ereignisreichen Tagen verließen wir
die Insel per Fähre zur
Nachbarinsel Krk. Wir umkreisten die Insel, fanden
aber nicht den Ort,
der uns zum Übernachten animierte und verließen noch spät
die Insel über
die mautpflichtige Brücke in Richtung Festland. Auf der
Jadranska
magistrala, der Adria-Küstenstraße gings Richtung Süden.
Die
Stadt Zadar, hier insbesondere die historische Altstadt war unser
nächstes
Ziel. Nach zwei Übernachtungen zog es uns weiter zur Insel
Murter, zu der wir
ein fast nostalgisches Verhältnis hatten. Auf dem
Campingplatz Kosirina
hatten wir einige Male mit dem Wohnmobil und
unseren damals noch kleinen
Kindern wundervolle Tage verbracht. Auf den
Felsen am Strand wurden
Erinnerungen aufgefrischt. Als wir abends zu
unserem Quartier aufbrachen,
sahen wir neben unserem Roller einen
Majesty stehen, den einzigen, den wir in
dem dreiwöchigen Urlaub in
Kroatien zu Gesicht bekamen. Überigens auf der
Rückreise, etwa eine
Woche später, legten wir uns wieder an den gleichen
Strand und sahen den
"einzigen" Majesty Kroatiens wieder neben unserem
stehen.
Wir machten von Murter aus noch eine ganztägige Rundfahrt mit
dem
Schiff durch die einzigartige Inselwelt der Kornaten, bevor wir über
die
Brücke wieder aufs Festland und die Jadranska magistrala fuhren.
Die
nächste Übernachtung war in der wunderbar erhaltenen Altstadt
von
Primosten. Am darauffolgenden Tag ging es entlang der Makarska
Riviera,
dem wohl eindruckvollsten Abschnitt der kroatischen Küste. Zum
Abend
durchquerten wir den ca. 15 km langen Küstenabschnitt von
Bosnien
Herzegowina und erreichten in der Nacht unser Ziel Dubrownik.
Wir
ließen uns, wie früher schon, in einem Restaurant in der
historischen
Altstadt neppen (es trifft einen schon garnicht mehr, wenn
man es erwartet)
und legten unsere müden Knochen im erstbesten
Privatzimmer zur Ruhe. Am
nächsten Morgen fanden wir dann das
Luxushotel, das wir uns verdient hatten.
Auf einem Felsen hoch über dem
Meer gelegen mit Aufzug zum hoteleigenen
Strand, mit schattigen
Liegeplätzen, kristallklarem Wasser und Strandcafe.
Man gönnt sich ja
sonst nichts! Nach dem Abendessen, diesmal in unserem
Hotel, rollerten
wir zum Eingang der Altstadt und machten einen ausgedehnten
Bummel durch
diese weltweit einzigartige Stadt.
Auf unserer Rückreise
besuchten wir noch die Insel Pag. Sie empfing uns
mit der Bora, einem
gefürchteten Sturm, der vom Festland zum Meer weht.
Es dauerte fast eine
Stunde, bis ich meine Sozia überredet hatte, über
die baufällige Brücke auf
die Insel zu fahren. Wir wollten an einem dem
Sturm zugewandten Strand die
Mittagshitze abwarten. Die Kleidung, selbst
Stiefel und Helme mußten wir mit
Steinen beschweren, sonst wären sie
weggeweht worden. Nach einer Stunde war
alles mit einer Salzkruste
überzogen, so hatte der Sturm das Wasser bis aufs
Land gepeitscht.
Am nächsten Morgen hatte die Bora noch zugelegt. wir
kämpften uns bis
in den Norden der Insel, um mit der Fähre wieder das
Festland zu
erreichen. Der Kahn lag festvertäut im windgeschützten Hafen.
An
Auslaufen sei nicht zu denken, meinten die Seeleute, nehmt doch
die
Brücke im Süden, wenn ihr es so eilig habt. "Es wird wohl nicht
so
schlimm werden", tröstete ich meine Frau. Es wurde schlimmer!
Auf
gerader Strecke Schräglage bis an die Haftgrenze der
Reifen,
Rechtskurven in denen man sich nach links legen mußte und
besonders
starke Böen zwangen ganz zum Stillstand. Erst nach vielen Stunden
waren
wir auf dem Festland in Höhe der Fähre, die Bora hatte eine
Pause
eingelegt, der Fährbetrieb lief wie gewohnt. Durch den
langanhaltenden
Sturm war des Wasser der Adria, das vorher mit 25 bis 27 Grad
an eine
Badewanne erinnerte, so umgewälzt geworden, daß man einfach nicht
mehr
schwimmen konnte. Bei geschätzten 12-15 Grad blieb einem glatt die
Luft
weg.
Die Reise ging dann problemlos weiter über Rijeka, Ljubljana
und
Loiblpaß wieder an den Wörthersee. Das Abenteuer war bestanden.
Man
verstand wieder die Sprache, konnte Speisekarten lesen, etwas
anderes
als Cevapcici bestellen, österreichische Gastlichkeit genießen
und
entsprechend teuer bezahlen. Uns blieb noch ein ganzer Tag in
Kärnten,
um Faaker See, Ossiacher See und Klagenfurt zu besichtigen und von
der
Gerlitzen Alm (mautpflichtig) das Ganze auch mal von oben zu
betrachten.
Mit gewohnter Präzision brachte uns dann die Bahn zurück
nach Köln.
Wieder 3700 problemlose Kilometer mit dem Majesty. Ein Ölwechsel
war
fällig, ein neuer Hinterreifen auch.
Für den nächsten Urlaub steht
natürlich wieder eine Rollerreise an. Das
Ziel ist sicher nicht der
Schwarzwald, siehe oben.
Das folgende Kapitel wurde 9 Monate später
geschrieben
Schon zum Jahresende 1998 kristallisierte sich heraus, daß
der
Sommerurlaub nicht in den sonnigen Süden gehen sollte; wir hatten
genug
geschwitzt. Irland war im Gespräch, ebenso Schottland. Letzendlich
wurde
aber Skandinavien auserkoren, da bisher keiner von uns in diesen
Ländern
gewesen war. Wir kauften Reiseführer, studierten Landkarten,
und
tüftelten an einer Streckenführung, die mit einem Hinterreifen auf
dem
Majesty zu bewältigen wäre. Der von uns so geschätzte Autoreisezug
bot
leider keine geeignete Strecke an, die uns die öde Autobahnfahrt in
den
Norden abgenommen hätte.
Schließlich stand die Route in groben
Umrissen fest:
Autobahn bis Lübeck-Travemünde, Fähre nach Helsinki, Umrundung
des
Bottnischen Meerbusens und auf schwedischer Seite wieder in den
Süden.
Weiter über Dänemark zurück in die Heimat.
Recht früh, schon im
Januar, wurde die Schiffspassage gebucht.
Der Winter zog sich lange hin,
touristische Highlights fehlten, man fuhr
wenig.
Dann kam wie aus
heiterem Himmel die Sensation:
Unser örtliche Suzuki-Händler bot bei seiner
Frühjahrsmesse Mitte März
die Möglichkeit zu einer Probefahrt mit dem
Burgman 400. Nach rund
hundert Kilometern bei Wind, Wetter und Kälte, auf
Landstraßen und
Autobahn, mit und ohne Sozia, wußte ich, daß meine
"Liebesbeziehung" zu
meinem Majesty zuende war.
Aber was macht man mit der
"Verflossenen" ? Unser Suzuki-Händler lehnte
einen Eintausch kategorisch ab.
Auf Kleinanzeigen kam geringe Resonanz,
trotz des attraktiven Preises von DM
4.400,- für einen drei Jahre alten
Majesty 250. Nur als ich dann die
Laufleistung von 44.000 km nannte,
fiel manchem Interessenten buchstäblich
der Hörer aus der Hand. Die Zeit
zum Urlaub rückte näher, meine
Preisvorstellung war schon bei DM 3.500,-
und das Frühlingswetter hatte den
Kilometerzähler inzwischen auf knapp
47.000 km ansteigen lassen. In meiner
Not klapperte ich dann auswärtige
Händler ab, zumal auch noch von
Lieferschwierigkeiten für den Burgman
400 gesprochen wurde.
Endlich fand
ich einen, der zu einem Preis, der mir die Tränen ins
Gesicht trieb, meinen
Majesty gnädig annahm und mich am 12. Mai mit dem
Burgman vom Hof rollern
ließ. Wer ihn gefahren hat, dem brauche ich
nichts über meine Neuerwerbung
berichten, den anderen kann ich nur
sagen, daß es einfach eine andere
Dimension ist.
Nur noch 6 Wochen bis zum Urlaubsstart! Dringend mußte ich
Termine für
die erste und zweite Inspektion machen. Nach 2 Wochen und
Pfingsten in
Holland war bei der ersten Inspektion 1500 auf dem Tacho. Nach 6
Wochen
wurde die zweite Inspektion bei 4200 km gemacht. Von meinem Majesty
war
ich an Reifenwechsel hinten spätestens nach 5000 km gewöhnt. Hier
zeigte
das Profil noch gar keinen Verschleiß. Wenn das nur gut ging.
Am
26. Juni, samstags, starteten wir zur ersten Etappe bis Lüneburg, wo
unsere
Tochter wohnt, sonntags fuhren wir weiter nach Travemünde, wo das
Einchecken
zu Fähre um 22.00 Uhr begann. Drei elend lange Stunden sollte
es noch dauern,
bis wir an Bord gelassen wurden. Diese Stunden nutzten
die Mücken, um mich
gnadenlos zu zerstechen. Wie würde das erst in
Finnland werden! Jeder hatte
uns vor dem Urlaub zum Thema Finnland das
"Stich"wort Mücken gesagt.
Nach
36 Stunden auf der Fähre hatten wir wieder festen Boden unter den
Füßen.
Helsinki hatte 29 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. Da war die
Hotelsuche nicht
nur wegen der Großstadtpreise ganz schön
schweißtreibend. Die
Sehenswürdigkeiten der Stadt reizten uns nur bis
zum nächsten Mittag, dann
hielt mich nichts mehr, ich mußte fahren,
fahren, fahren. Abends waren wir
schon 300 km nördlich der Hauptstadt.
Am darauffolgenden Abend und weiteren
450 km hatten wir den nördlichsten
Punkt des Bottnischen Meerbusens bei der
Stadt Kemi erreicht. Das führte
zu einer gewissen Irritation. Sollten wir
jetzt schon, wie ursprünglich
geplant, die Rückreise antreten? Rovaniemi am
Nördlichen Polarkreis
wollten wir wenigstens noch erreichen und uns den
Weihnachtsrummel in
Christmas Village ansehen. In diesem Dorf stand ein
Wegweiser, der die
Entfernung nach St. Johann in Tirol mit 2448 km, nach
Singapore 9394 mit
km und zum Nordkap mit 680 km angab.
Da war plötzlich
das magische Wort NORDKAPP in unserem Kopf und ließ uns
nicht mehr los. Noch
Stunden später - wir fuhren natürlich Richtung
Norden - wurde das Für und
Wider diskutiert. Wir hatten den Kampf
verloren und wußten es auch im
Innersten: Wir würden es uns nie
verzeihen jetzt umzukehren.
Auf der Fahrt
zum Inarisee kamen wir dann in die schon angekündigte
Schlechtwetterfront.
Für kräftige Adrenalinschübe sorgten die immer
wieder unverhofft
auftauchenden Rentiere. Nasse Fahrbahn, beschlagenes
Visier und dann die
Vollbremsung, möglichst noch in der Kurve. Im
strömenden Regen erreichten wir
die Stadt Ivalo. Von dort starteten wir
am Samstag Richtung Norwegen. Die
Straße führte schnurgerade durchs
Land, durch Täler und über Bergkuppen. Es
war schon atemberaubend, was
die Straßenbauer da geleistet hatten. An den
Kuppen betrug die Sicht
manchmal keine 20 Meter. Das war Achterbahnfeeling
pur.
Hinter dem schlechten Wetter war Polarluft eingeflossen, es
wurde
eisigkalt. Für dieses Wetter hatten wir einfach keine Kleidung
dabei.
Nie im Leben habe ich so gefroren wie an diesem Tag.
Ab Lakselv
fuhren wir am Porsangen-Fjord entlang. Die Berge, das Meer
der Himmel waren
von unwirklicher Schönheit. Dann ging es auf einer
neuen Trasse zum neuen 7
km langen Tunnel zur Insel Magrøya auf der das
Nordkap liegt. In Honnigsvåg,
der einzigen größeren Ortschaft stiegen
wir im erstbesten Hotel ab, gruselten
uns nur über den Preis und
duschten uns wieder warm. Die letzte Etappe von 33
km war dann ein
Kinderspiel. Bewundert habe ich etliche Radfahrer, die
schwerbepackt
diese Tour machten, aber die haben sicherlich nicht so gefroren
wie wir.
Am Kap war dann der übliche Tourirummel. Viele Busse, noch
mehr
Wohnmobile und Pkws, einige Motorräder, davon nur sehr wenige
aus
Deutschland. Roller habe ich hier, wie übrigens auf der gesamten
Reise,
nie gesehen. Vielleicht kommen die erst wieder im Winter, wenn die
Zeit
der Weicheier und Warmduscher vorbei ist.
Leider hat die Batterie
meiner Kamera ausgerechnet am Nordkap den Geist
aufgegeben. "Vor fünf Minuten
habe ich von diesem Typ die letzte
verkauft", meinte die nette junge Dame im
Shop. Das war übrigens der
einzige technische Defekt auf der ganzen
Reise.
Am nächsten Morgen gings dann mit Gewalt wieder zurück. Zuerst nach
Alta
und dann durch die grandiose Schlucht des Altaelv ins Landesinnere
über
Kautokeino zur finnischen Grenze. Dabei war wieder Frieren
angesagt,
schlimmer noch als am Vortag, da auch noch eisige Schauern
niedergingen.
Als wir die Grenze passiert hatten, besserten sich das Wetter
und unsere
Stimmung. In Finnland ging es bergab und in Richtung Süden entlang
der
finnisch-schwedischen Grenze. Nach längerer Suche fanden wir in
Muenio
ein Nachtquartier und erreichten am folgenden Nachmittag die
Grenzstadt
Tornio am Bottnischen Meerbusen. Über die Brücke des Torneälv
rollerten
wir nach Haparanda zu einer längeren Rast. Reiseschecks wurden in
Kronen
eingewechselt, die Uhr am Handgelenk und am Roller wieder eine
Stunde
zurückgestellt.
Bei einer Tasse Kaffee im Straßencafe wurde
Zwischenbilanz gezogen: Wir
hatten von Freitagmorgen bis Montagnachmittag als
Abstecher von der
ursprünglich geplanten Route mal eben einen Trip zum
Nordkap gemacht,
hatten fast 2000 km zusätzlich zurückgelegt. Mensch und
Technik waren
wohlauf.
Aber drei Tage später nach rund 1500 km entlang
der schwedischen
Ostseeküste, in Oskarshamn, schon 350 km südlich von
Stockholm,
gegenüber der Nordspitze Gotlands, kam so etwas wie Katzenjammer
auf.
Wir hatten den grandiosen Norden Skandinaviens durchrast, viel
zuwenig
gesehen und es tat uns leid, denn unsere drei Wochen Urlaub waren
erst
gut zur Hälfte vorbei. Von der Kilometerfresserei hatte ich
einen
"Tennisarm" im rechten Handgelenk, so beschlossen wir, eine ruhige
Woche
am Meer einzulegen. Das gelang uns nur mehr schlecht als recht. Zu
sehr
hatten die Tagesetappen von 500 km unseren Urlaubsrhythmus
geprägt.
Meiner Frau fiel die Umstellung erheblich leichter als mir. Sie
konnte
stundenlang am Strand liegen, dösen, lesen, der Brandung lauschen
und
über andere Badegäste lästern. Sie merkte aber auch, wenn mich
die
Unrast packte und stieg brav auf ihren Soziussitz, um mit mir
noch
hundert oder mehr Kilometer durchs Land zu fahren. Zweimal, in
Kalmar
und in Lund haben wir sogar jeweils in ein und demselben Hotel
eine
weitere Nacht gebucht. Das war uns bei all unseren Touren noch
nie
"passiert".
Zum Schluß des Urlaubs besichtigten wir noch Malmö, und
konnten am
nächsten Tag bei der Überfahrt nach Kopenhagen die fast fertige
Brücke
über den Öresund unterqueren. Ein grandioses Bauwerk wird bald
den
Fährbetrieb hier ablösen. Übrigens, Kopenhagen ist einen längeren
Urlaub
wert. Der Nachmittag in dieser quirligen Stadt gehört zu
unseren
schönsten Urlaubserinnerungen.
Zum Abend fuhren wir noch bis zum
Fährhafen Rødbyhavn, wo das Hotel
fatal an Honnigvåg erinnerte: Das
Preis-Leistungsverhältnis war mit
mangelhaft zu bewerten.
Am nächsten
Morgen setzen wir nach Puttgarden auf Fehmarn über und
hängten uns auf die
Autobahn Richtung Heimat. Der sehenswerten Bremer
Innenstadt widmeten wir
noch einen Nachmittag und schossen das
obligatorische Foto mit den Bremer
Stadtmusikanten. Die letzte Nacht der
Reise verbrachten wir in Tecklenburg,
nördlich von Münster.
Nach drei Wochen und 6.500 km ohne irgendeine Panne
hatte uns die Heimat
wieder. Der Burgman hatte die Reise abgespult wie ein
Uhrwerk. Der
Hinterreifen wurde bei der fälligen Inspektion bei
Kilometerstand 11.200
gleich mitgewechselt, obwohl er wirklich noch nicht
blank war.
Urlaub 2000 Skandinavien
Unser Reiseziel war
Norwegen.
Wenn man dann ein halbes Jahr später seine Erinnerungen
aufschreibt,
gibt's ein großes Problem. Vieles ist verblasst, Ortsnamen
vergessen,
Stimmungen verflogen.
So wird dieser Reisebericht einmal ganz
anders als sonst, nicht so
chronologisch wie sonst schon. Meine Eindrücke von
Land und Leuten gebe
ich schon in der erlebten Reihenfolge wieder.
Dazwischengestreut sind
dann mehr oder weniger tiefsinnige Betrachtungen, die
den Urlauber im
allgemeinen und den Rollerfahrer im besonderen
angehen.
Die Reiseroute in groben Zügen
Von Düren auf der Autobahn,
vorbei an Dortmund, Hannover, Hamburg,
Flensburg bis an die Nordspitze
Dänemarks mit einer Übernachtung
dazwischen. Vom Fährhafen Hirtshals nach
Christiansand in Norwegen. Dort
wählten wir eine Route am Meer entlang,
zunächst nach Westen und folgten
dem Verlauf der Küste durchs Fjordland nach
Norden bis fast an den
Polarkreis. Dann fuhren wir zurück bis Trondheim und
danach durchs
Landesinnere nach Oslo. Von dort ein Abstecher nach Schweden
ans
Nordufer des Vänern Sees. Am See entlang in südwestlicher Richtung
kamen
wir bei Göteborg wieder ans Meer, und fuhren ab da nur noch
Autobahn
(bis zu Hause) an Schwedens Ostküste bis Malmö. Wir überquerten
den
Öresund auf der neuen Brücke, durcheilten Seeland, hatten auf der
Brücke
über den Großen Belt nochmal das Großbrücken-Erlebnis. An Odense
vorbei
gings durch Fünen und bei Kolding trafen wir wieder auf die Route,
die
wir schon auf der Hinfahrt nahmen.
Unser Roller
Es ist ein
Suzuki Burgman 400 mit 33 PS, Spitze 140 km/h. Kilometerstand
bei der Abreise
28.500. Leichte Bedenken hatte ich wegen dem
Hinteradreifen, der immerhin
schon 7.200 km gelaufen war (aber ich
wollte ja dieses Jahr nicht so viel
fahren) und wegen dem Antriebsriemen
der Variomatic. Die Werkstätte hatte auf
der Rechnung vermerkt: "Riemen
sollte in Kürze erneuert werden. Ist
bestellt." Das war am 30. Juni. Am
22. Juli und 7.500 km später kamen wir
wohlbehalten, ohne jegliche
Panne, aber mit blankem Hinterreifen, wieder im
Heimathafen an.
Rollerurlaub oder die Kunst des Weglassens
und-werfens
Nun wird mancheiner, der dies liest und noch nie mit dem Zweirad
Urlaub
gemacht hat, oder garkeins besitzt, sich fragen, geht das überhaupt?
Was
ist mit dem Gepäck? Wo schlafen die? Und überhaupt, haben die denn
kein
Auto wie jeder heutzutage?
Irgendwann, vor fünf Jahren, hatte uns der
Rollervirus infiziert und
meine Frau hatte als Urlaubsziel Lissabon
auserkoren. Mit dem Roller
natürlich. Damals wurde das System entwickelt,
nach dem die Sache läuft.
Jeder Motorroller hat ein mehr oder weniger
großes Staufach für den
Helm, das ist Gepäckabteil eins. Das zweite ist ein
Topcase. Bei uns ein
GIVI Maxia mit 50 Litern Volumen. Ein ganz kleiner
Rucksack ist auch
stets dabei als Gepäckabteil drei. Und dann haben die
Motorradjacken
viele Taschen. Was da nicht reinpasst bleibt zu Hause.
Basta.
Seitenkoffer wurden erst garnicht in Erwägung gezogen. Die Fuhre ist
so
schon reichlich hecklastig. Durchschlängeln im Verkehrsgewühl und
beim
Stau auf der Autobahn kann man sich damit auch
abschminken.
Was muss denn nun unbedingt mitgenommen
werden?
Camping geht nicht, also braucht man Gottvertrauen, dass man an
jedem
Abend, zumal immer in der Hauptsaison, ein Bett findet, um sein
müdes
Haupt zur Ruhe zu legen. Wählerisch kann man auch nicht sein, wir
haben
in manchen sauren Apfel beißen müssen, hatten aber auch
einige
wunderschöne Hotels.
Werkzeug und Ersatzteile habe ich auch nicht
dabei. Ich kann nicht
schrauben. Auch hier wieder das System Gottvertrauen.
Eine Dose
Reifenpilot habe ich immer an Bord. Damit kann man einen platten
Reifen
aufpumpen und abdichten.
So bleibt, um die vielen Stauräume zu
füllen, nur noch Kleidung und
etwas für die Körperpflege übrig. Hierbei
schießen wir den Vogel ab:
Hemden, Socken, Unterwäsche, selbst Jeans, die
verschlissen sind, werden
das ganze Jahr über gesammelt für die schönsten
Wochen des Jahres.
Aufgestockt wird der Fundus noch von Kleidungsstücken der
Freunde und
Freundinnen, die diesen nicht passen oder stehen. Manche Händler
auf
Flohmärkten bieten schon mal Socken für DM 10,- für 10 Paar
an.
Mitnehmen. Und morgens nach der Hotelübernachtung ein voller
Mülleimer
und die diebische Freude, schon wieder mehr Platz im Stauraum zu
haben.
Die Jeans und die Badelatschen verlassen uns als letzte. Am
letzten
Urlaubstag haben wir tatsächlich fast nur noch die Textilien, die
wir
auf dem Leib tragen.
Nordsjøwegen (Nordseestraße)
Auf der Fähre
Hirtshals - Christiansand hatte meine Frau von einer
Reisebekanntschaft den
Hinweis auf die angeblich schönste Straße
Norwegens erhalten. Von Flekkefjord
geht sie entlang der Südküste nach
Stavanger. Schmal, kurvig, auf und ab, an
stillen Seen, an steilen,
schroffen Küstenfelsen entlang, durch liebliche
Wälder. Garnicht so sehr
spektakulär. Eher für Herz und Gemüt. Eine
wunderbare Einstimmung auf
Norwegen.
Fjordland
Fjorde sind die
Sehenswürdigkeiten Norwegens schlechthin. Was wäre
Norwegens Tourismus ohne
sie. Wir haben sie alle gesehen. Zumindest fast
alle. Vom Oslofjord im Süden
bis zum Trondheimfjord im Norden. Es gibt
wohl kaum etwas schöneres, als am
Ufer eines Fjords entlangzufahren, die
ständig wechselnde, grandiose
Landschaft zu betrachten mit Wasserfällen
jeglicher Größe. Manchmal ganz in
der Ferne, dann wieder so hautnah,
dass man nass wird und im Sonnenschein
einen Regenbogen sieht.
Ungezählte Tunnels überwinden Abschnitte, an denen
sich keine Straßen
bauen lassen. Wenn's nicht anders weitergeht, steht eine
kleine Seereise
mit der Fähre an. Die kann 10 Minuten aber durchaus auch
schon mal eine
Stunde dauern. Manchmal kann man in einer halben Stunde bis in
die
Regionen des ewigen Eises fahren, wo der Schnee sich am
Straßenrand
meterhoch türmt und ist danach in der gleichen Zeit dann wieder
an einem
anderen Fjord, wo am Ufer Erdbeeren und Kirschen angebaut werden.
Der
Golfstrom, Norwegens Warmwasserheizung, macht's möglich. Am
schönsten
ist es, im hohen Gras am Ufer zu liegen, um eine Stunde seine Augen
zu
pflegen.
Vestkapp
Alle reden vom Nordkap oder norwegisch mit pp
am Ende. Wir haben das
Vestkapp besichtigt. Kein Touristenrummel, kein
Eintritt, nur ein
kleines Lokal auf der Bergkuppe mit einem traumhaften
Panoramablick auf
die unwirklich wirkende Landschaft, die an die Lofoten
erinnert.
Sonderbar nur, dass der nächstgelegene Ort, genau wie am
Nordkap,
Honningsvåg heißt.
Die Stabkirche
Keiner sollte
sich als Kulturbanause fühlen, wenn er das Wort Stabkirche
noch nie gehört
hat, mir ging's vor dem Norwegenurlaub genauso. Da haben
also die gleichen
Zimmerleute, die die Wikingerschiffe bauten, sich auch
erfolgreich im
Kirchenbau versucht. Sie wendeten die gleiche Technik an,
die sie aus dem
Bootsbau kannten und da das Christentum noch nicht ganz
gefestigt war, wurden
außen am Dach, als Schutz gegen böse Geister,
überdimensionierte Dachenköpfe
angebracht, sicher ist sicher. Die Form
der Kirchen erinnert an fernöstliche
Pagoden. Drinnen ist es dunkel und
heimelig und eng. Von außen sind
Stabkirchen schwarz, da sie alle fünf
Jahre einen neuen Teeranstrich bekommen
müssen.
Wir besichtigten ein besonders schönes Exemplar von 1130 bei Vik
am
Sognefjord. Wunderschön an einem Berghang gelegen, eine Viertelstunde
zu
Fuß, außerhalb des Städtchens. Das ganze strahlte eine himmlische
Ruhe
aus, zumal wir die einzigen Touristen waren. Als das
Fotoshooting
beginnen sollte, gab mal wieder die Batterie in der Kamera ihren
Geist
auf. Nur gut, dass im Ort ein Fotoladen war.
Trollstiegen gegen
Stalheimskleiva
In einem meiner Reiseführer hatte ich gelesen, dass Biker aus
aller Welt
nur wegen dieser großartigen Passstraße nach Norwegen
pilgern.
Zugegeben, eine Meisterleistung der Straßenbauer, eine herrliche
Kulisse
mit dem Wasserfall, aber fahrerisch so anspruchsvoll wie die
Landstraßen
bei uns in der Eifel. Dagegen hat die Stalheimskleiva zwischen
Stalheim
und Gudvangen echten Nervenkitzel zu bieten. Neben der gut
ausgebauten E
16 existiert noch Norwegens steilste Straße. Auf nur 1,5 km
werden in 13
Kehren 350 Höhenmeter überwunden. Auf halber Höhe habe ich unter
dem
Vorwand, vorsichtshalber die Bremsen abkühlen lassen,
eine
Zigarettenpause eingelegt.
Preise auf der Reise
Schon auf der
Fähre hatte mich als Raucher ein ungutes Gefühl
beschlichen, als ich sah,
welche Mengen Zigaretten zu 7,- Mark die
Packung aus dem Duty-Free
herausgeschleppt wurden. Als meine Stange in
Norwegen aufgebraucht war,
wusste ich warum: Bis zu 16,- Mark pro
Packung kosten sie an Tankstellen, im
Supermarkt kann man sie zum
Spottpreis von 12,50 erwerben zusammen mit einer
0,5 Liter Dose Bier für
5,- Mark. Da verflucht man seine Laster, was wohl
ganz im Sinne der
norwegischen Regierung ist. Auch das gesunde Mineralwasser
hat seinen
stolzen Preis. Nicht selten kostete die 1 Liter Flasche an
der
Tankstelle 3,- Mark. Da fand man den Sprit für 2,50
geradezu
spottbillig. Die Gastronomie hat für unsere Begriffe auch stolze
Preise.
Für den Preis von zwei Bieren in Norwegen kann ich mich in
meiner
Stammkneipe abfüllen. Und das Essen? Das opulente Frühstücksmenü
im
Hotel war immer eine solide Grundlage bis in den Nachmittag hinein.
Dann
ein Teilchen aus der Bäckerei und abends die Frittenbude. Zur Feier
des
Tages auch schon mal Pasta oder Pizza beim Italiener. Was soll ich
über
die Preise lamentieren, wir hätten ja auch zuhause bleiben
können.
Bergen
Hier kommen die Babies mit Regenschirm zur Welt, wurde
uns berichtet.
Das ist praktische Evolution. An 280 Tagen im Jahr regnet es
hier.
Europarekord. Gut, dass wir einen von den restlichen 85
erwischt
hatten. So konnten wir ungestört tun, was Touristenbrauch ist.
Rundgang
durch die City, Besichtigen einiger Sehenswürdigkeiten, wobei
die
Bryggen, eine Ansammlung von 280 hölzernen
Hansehäusern, wohl die
bedeutendste ist und von der UNESCO als
"Kulturerbe der
Menschheit" eingestuft wurde. Für die Weiterfahrt stärkte ich mich
mit
frisch Geräuchertem vom Fischmarkt. Einfach
himmlisch.
Trondheim
Schön praktisch haben die Trondheimer ihre Stadt
nach dem großen Brand
von 1681 wieder aufgebaut. Zwei breite Hauptstraßen
treffen sich
rechtwinklig in der Mitte und am Kreuzungspunkt der riesige
Marktplatz.
Da haben wir unseren Roller abgestellt und konnten alles zu
Fuß
abklappern. Imposant ist der Nidaros-Dom, die größte
Kirche
Skandinaviens. Ich konnte mich nicht sattsehen an den
unglaublich
filigranen Steinmetzarbeiten, die meine Berufskollegen vor
Jahrhunderten
geschaffen haben.
Als Zweiradtourist in
Skandinavien
Eigentlich ist wie immer und überall, aber eben nicht ganz. Das
mit dem
Grüßen fing schon auf der Autobahn durch Dänemark an. Sogar von
der
Gegenfahrbahn sah man die weiterhobene Hand der Biker. Bestand
etwa
Grußpflicht? Ich habe keinen auf der ganzen Reise erlebt, der
nicht
grüßte, auch uns Rollerfahrer. Und für das Ritual in den
vielen
finsteren Tunnels Norwegens wurde ebenfalls eine Lösung
ausgearbeitet.
Man betätigt den linken Blinker, um nicht als unhöflich zu
gelten. Die
Tunnel sind tatsächlich meistens finster. Wie hilfreich wäre
eine
Mittellinie oder Seitenbegrenzungen. Oft tropft es von
oben.
Längsrillen, die man im Dunkeln nicht sieht, tragen dazu bei, dass
man
durch die Tunnel "eiert". Bei den
rigorosen
Geschwindigkeitsbeschränkungen entscheidet nicht mehr die
Motorleistung
darüber, welche Entfernung man zurücklegt, da alle fast gleich
schnell
(langsam) fahren. Überholvorgänge sind eher die Ausnahme. Wichtig
für
die Länge der Tagesetappe ist einzig und allein das Sitzfleisch. Im
Land
der Fjorde muss man andauernd Fähren benutzen. Und da haben die
Biker
immer die Nase vorn. Man fährt an der langen Schlange vorbei, wird
als
erster aufs Schiff gewinkt und bekommt einen Platz im vorderen Teil,
der
für ein Auto zu klein ist. Und noch ein Privileg hat der
Zweiradfahrer
in Norwegen. Große Städte wie Oslo, Bergen oder Trondheim
erheben einen
Eintrittspreis zur Fahrt mit dem Auto in die Stadt, während der
Biker
auf der Spur für die Leute mit Dauerkarte ohne Kosten und Zwangsstopp
in
die City rollt.
Torghatten, das Loch im Fels
Unweit von
Brønnøysund, dem nördlichsten Punkt unserer Reise, ragt der
Torghattan, ein
Felsen mit einem riesigen Loch mittendrin, aus dem Meer.
Nach einem knapp
halbstündigen Aufstieg hatten wir dann einerseits den
traumhaften Ausblick zu
unserer Seite und durch das 160 m lange, 35 m
hohe und 20 m breite Loch die
Sicht aufs Meer an der anderen Küste der
Insel.
Samen(Lappen) am
Wegesrand
Es regnete schon seit Brønnøysund. Ein Gewitter hatte sich entladen
und
war in einen Landregen übergegangen der nicht aufhören wollte.
Unsere
Reiseroute hatten wir kurzfristig ändern müssen, da auf der
geplanten
Strecke die erste Fähre in einer halben Stunde abfuhr, aber die
nächste,
25 km weiter, lt. Fahrplan zwar an diesem Abend auch noch fuhr,
aber
eine Stunde Fahrtzeit benötigte und dann hätten wir das
nächste
Städtchen erst weit nach Mitternacht erreicht. So fuhren wir von
der
Küste ins Landesinnere, um die Lebensader A7 zu erreichen. In
einem
Wartehäuschen stellten wir uns unter, bis irgendwann die Geduld zu
Ende
war. Man glaubt nicht, wie lang einem 140 km Landstraße werden, wenn
es
schüttet. Endlos gings durch dichte Wälder, hin und wieder eine
kleine
Ansiedlung.
Dann der Aufstieg zu einem Pass. Das letzte
Stück in einem Tunnel.
Eisekalt war es uns. Aber auf der anderen Seite hatte
es aufgehört zu
regnen. Schnell erreichten wir die A7. Und da standen sie,
die
Samenfamilie mit ihrem Souvenierstand. "Kaffee haben wir leider nicht
zu
verkaufen", uns beiden klappte das Gesicht herunter, so sehr
brauchten
wir ein Heißgetränk, "aber wir haben noch einen Rest in
unserer
Thermoskanne". Als bei uns die Lebensgeister wiederkamen, haben wir
uns
zu ihnen gesetzt und geredet. Sie erzählten von dem kargen Verdienst
als
fliegende Händler während der Sommermonate und er erzählte von
seinem
harten Job auf einem Fischereischiff im Winter im Nordmeer, während
Sie
dann einem schlecht bezahlten Teilzeitjob im Supermarkt nachging.
Wir
erzählten von der weiten Welt und unserer Reise. In dem klapprigen
Van,
der ihnen als Behausung diente, quengelte ihr kleiner Sohn, der
nicht
schlafen konnte, weil es nicht dunkel wurde. Meine Frau schenkte
ihm
einen Apfel, unseren letzten Reiseproviant. Spät machten wir uns auf
zur
nächsten "Stadt" Majavatn. 350 Einwohner gabs, Zentrum war
eine
Tankstelle mit Laden, Kneipe und ein paar Hotelbetten, wie wir von
der
netten Chefin am nächsten Morgen nach dem Frühstück erfuhren.
Aus
gegebenem Anlass führten wir mit ihr auch ein ausgiebiges Gespräch
über
die verschiedensten Arten von Mücken und deren
einseitige
Blutsfreundschaft mit den Menschen.
Røros
In Røros hörte
es endlich auf zu regnen. Im strömenden Regen waren wir
am Hotel angekommen
und am nächsten Morgen wieder abgefahren. Nach 200
km ist man dann ganz schön
fertig. Da war ein Fußmarsch durch die
ansteigende Hauptstraße dieser
Bergbaustadt genau das Richtige. Die
komplette Stadt steht unter
Denkmal-schutz und ist bei der UNESCO als
"Kulturerbe der Menschheit"
eingestuft. Gleichberechtigt mit der
Akropolis in Athen oder den Pyramiden
von Gizeh. Die ungewöhnliche
Kirche, gestiftet von den Minenbaronen (sie soll
einen Jahres-gewinn
gekostet haben), ist allein die Reise wert. Auch die
Reise wert ist eine
kleine Bäckerei mit ein paar enggedrängten Tischen und
Stühlen, in der
wir für weniger als 10,- Mark zwei Tassen Kaffee und zwei
derart leckere
Teilchen bekamen, dass wir uns noch ein zweites Mal in die
Schlange
stellen mussten. Wir hatten es uns verdient.
Hotels in
Skandinavien
Beklagen können wir uns eigentlich nicht. Die Zimmer waren
sauber, das
Frühstücksbuffet reichlich bis opulent, die Preise meistens
angemessen.
Trotzdem haben wir einige Überraschungen erlebt.
Wer kennt
schon Sommerhotels? Studentenwohnheime werden während der
Semesterferien als
Hotels betrieben, in der Mensa ist das Frühstück
aufgebaut. Angemessen waren
die Preise in Helsinki und Trondheim. In
zwei anderen Einrichtungen dieser
Art, Internate an Schulen, lagen die
Preise daneben. Ergebnis: Wir waren
jeweils in den riesigen Anlagen die
einzigen Gäste.
Wo wir gerade beim
Sommer sind. Überall weiß man, dass die Hoteliers die
Ferienzeit dazu nutzen,
die Preise anzuheben. In Skandinavien ist es
genau umgekehrt. Die Preise
liegen nur noch bei etwa zwei Drittel des
üblichen Wertes. Warum das so ist?
Wir haben gerätselt und können nur
vermuten, dass Skandinavier ihren Urlaub
nicht im Hotel verbringen,
zumindest nicht im eigenen Land. Wenn dann auch
noch Geschäftsreisende
und Kongresse fehlen, muss man schon was tun, um das
Haus zu füllen.
Dann sind da noch die Hotelgutscheine.
Die haben den letzten Urlaub
nachhaltig mitgestaltet. Man kauft für eine
gewisse Anzahl
Übernachtungen vorab Gutscheine und hat dann eine Liste mit
einigen
Hundert Hotels in ganz Skandinavien, in denen man, wie in unserem
Fall
bei Pro Skandinavia, für 71,50 DM pro Person und Nacht ein Zimmer
mit
Frühstück im Mittelklassehotel bekommt. Einige,
im
Jugendherbergsstandard kosten sogar nur die Hälfte. So hatten wir
10
Übernachtungen eingekauft. Wenn man nun, wie wir, ohne
vorher
festgelegte Route und Tagesetappen durchs Land reist, ist
garantiert
weit und breit kein Pro Skandinavia Hotel in Sicht, wenn man es
braucht.
Oder es geht so wie mit Bergen. Diese Großstadt hat kein einziges.
Das
nächstgelegene war 30 Kilometer von der City entfernt in der
Wildnis.
Das Personal war zu dämlich, uns den Weg zu beschreiben. Drei Anrufe
vom
Handy, fast 50 km Irrfahrt, zwei Stunden Sucherei. Abendesssen im
Haus
unerschwinglich, die nächste Frittenbude 10 km entfernt. Oder
Trondheim.
Hotel gesucht und gefunden. Schild an der Tür "Wegen
Renovierung
geschlossen". Oder Trondheim auf der Rückfahrt. Riesenkasten
direkt am
Flugplatz in einem Gewerbegebiet. Die Läden schlossen gerade, als
ich
mir eine Dose Bier zum Feierabend kaufen wollte. An der Tankstelle
gabs
keins. Der strömende Dauerregen von fünf Uhr nachmittags
ununterbrochen
bis zum nächsten Nachmittag um zwei laste ich nicht Pro
Skandinavia an.
Oder Vinstra, mitten in Norwegen an der A6. Nach etwas
Sucherei hatten
wir den majestätisch gelegenen Berggasthof erreicht.
Wunderbare Aussicht
über das Hochplateau. Dann ein Zimmer mit Ausblick auf
den Garagenhof,
abgewetztes Bettzeug, muffiger Geruch. Meine Frau wanderte
zur Rezeption
und bat um ein anderes Zimmer. "Die sind unseren zahlenden
Gästen
vorbehalten", musste sie erfahren. Ein Wort gab das andere.
Letzlich
durfte ich wieder aufstehen, den Roller beladen und zwei Stunden
lang
die Hotels der näheren und weiteren Umgebung abklappern. Pro
Skandinavia
hätte fast eine dreißigjährige Ehe in die Brüche gehen lassen.
Oder
Oslo. Hotel gesucht und gefunden. Es war zu einem Asylantenheim
mutiert.
Oder Malmö. Wir hatten nach vier Absagen am Telefon eines gefunden,
das
noch ein Zimmer frei hatte, im Zentrum, Fußgängerzone.
Glücklich
schleppten wir unser Gepäck durch die ganze Stadt bis an die
Rezeption.
Dann das böse Erwachen. "Wir wissen nicht, wie wir auf die Liste
von Pro
Skandinavia geraten sind." Die nette Dame hat uns dann telefonisch
ein
Haus weit draußen im Gewerbegebiet besorgt, das unsere
Gutscheine
annahm. Statt Stadtbummel in der City eine Wanderung zum großen
"M" auf
dem hohen Mast, das auf ein Feinschmeckerlokal mit schottischem
Namen
hinwies. Oder das Sommerhotel im Internat zum halben Preis. Der
verstand
sich ohne Bettwäsche und ohne Frühstück. Da wir beides haben
wollten,
war der Preis wieder regulär und entsprach bei weitem nicht dem
Standard
eines Mittelklassehotels. Wirhaben trotzdem dort übernachtet. Wegen
der
Ruhe die wir als einzige Gäste hatten und dem herrlichen Ausblick
auf
den Fjord. Die Geschichte mit den Gutscheinen wäre nicht komplett
ohne
die einzige rühmliche Ausnahme. Ålesund. Vom Wasser umgeben, auf
Inseln
gebaut, ein feines Hotel am Rand der historischen Altstadt. Und
weil
kein normales Doppelzimmer mehr frei war, bekamen wir nicht etwa
eine
Abstellkammer, sondern eine Suite mit Blick über die Stadt und das
Meer.
Mit separatem Schlafraum und Toilette für einen Dienstboten.
Wohnraum,
Schlafzimmer, Bad großzügig und großräumig. Kaffemaschine in
der
Küchenecke usw. Als ich den Preis dieser Luxusbleibe in der
Infomappe
las, etwas über 1.000 Mark, kamen mir doch Bedenken. Aber ein
Telefonat
mit der Rezeption brachte die Bestätigung. Zwei Gutscheine zu
71,50
gingen in Ordnung. Am Morgen vor der Abreise habe ich gefragt, ob
wir
eine weitere Nacht bleiben könnten. Kurz darauf kam die
Bestätigung:
Kein Problem und Sie müssen auch nicht in ein normales
Doppelzimmer
umziehen. Fazit: Wegen einer - zugegeben großartigen - Ausnahme
kann mir
keiner mehr Hotelgutscheine verkaufen.
Oslo
Von den
vielen Sehenswürdigkeiten der norwegischen Hauptstadt haben wir
nach einem
Bummel durch die Hauptgeschäftsstraßen nur zwei besucht. Das
Königliche
Schloss liegt in einer großartigen Parkanlage etwas erhöht
über dem Zentrum.
Der Blick vom Vorplatz hinunter in die Stadt ist schon
herrlich, wie schön
muss er dann für Königs aus dem Zimmer im dritten
Stock erst sein. Für eine
Führung durchs Schloss hatte ich nicht den
Nerv.
Zur Vigeland-Anlage, die
wir danach besichtigten, zitiere ich
auszugsweise die ADAC-Info über Oslo:
"Gigantische Menschenleiber in
Stein, Eisen oder Bronze säumen die
Grünflächen der
Vigeland-Anlage....Säuglinge und Greise, muskelprotzende
Herkulesse und
anmutige Mägdelein, lachende und weinende, kämpfende und
sich
liebkosende Gestalten, allesamt nackt und somit ohne jeglichen
sozialen
Status, halten dem Spaziergänger auf eigentümliche Art einen
Spiegel
vor." Wir waren begeistert und
beeindruckt.
Göteborg
Großstädte mag ich nicht. Anders meine Frau.
Aber eine intakte Beziehung
soll man nicht wegen solcher Kleinigkeiten
zerbrechen lassen. So fuhren
wir frohen Mutes an das Zentrum von Göteburg,
parkten den Roller
unauffällig auf einer Verkehrsinsel zwischen Hunderten von
Fahrrädern
und wanderten zur Touristinfo um einen Stadtplan zu ergattern.
In
Göteborg sollte es sechs Hotels geben, die unsere
Gutscheine
akzeptierten. Es war vier Uhr nachmittags und wir machten schon
Pläne,
was wir nach dem Einchecken alles besichtigen könnten. Am Roller
klemmte
die Aufforderung mit anhängendem Überweisungblatt für ein Vergehen
Nr.
41 mal eben 700 Kronen einzuzahlen. Das waren 175,- Mark.
Einfach
garnicht ignorieren (hat tatsächlich geklappt). Dann die Hotelsuche.
Das
erste war ausgebucht, das zweite auch, im dritten dann die
Erkärung:
Fußballturnier. Nach geschlagenen vier Stunden habe ich
entnervt
aufgegeben. In einer Vorstadt-Pizzeria musste ich mich stärken.
Beim
Bezahlen fragten wir den Wirt, ob er nicht einen Tipp für
eine
Unterkunft habe. Der gab die Frage an einen Stammtisch
besoffener
Einheimischer weiter. Rührend haben die sich bemüht, jeder nahm
sein
Handy und telefonierte mit Gott und der Welt. Letzendlich boten sie
uns
ihre eigenen Behausungen zum Übernachten an. Das wollten wir dann
nicht.
Also ab auf die Autobahn Richtung Heimat. Nach 20 km leuchtete vom
Dach
eines riesigen Hotels die Reklame für "Skandic", einer Hotelkette,
in
deren Häusern wir gern übernachtet hatten. Vielleicht hatten die
von
ihren fünfhundert Zimmern eins frei. Fehlanzeige. "Im Umkreis
von
mindestens fünfzig Kilometer um Göteborg ist alles ausgebucht",
sagte
man uns an der Rezeption, "aber wir können gern für Sie bei
unseren
anderen Häusern nachfragen." Skandic Trollhättan meldete noch ein
freies
Doppelzimmer. Der Name der Stadt kam mir bekannt vor. Nicht etwa
weil
dort Saab Autos baut, sondern weil wir kurz nach Mittag den Ort
passiert
hatten. Also Kehrtwende und 100 km zurück auf der gleichen Route. Es
war
kurz vor Mitternacht, als wir uns endlich zur Ruhe legten.
In
Trollhättan, in einem Abfallkorb neben einer Parkbank am Kanal
liegen
viele kleine Papierschnitzel betreffend Vergehen Nr. 41.
Eigentlich
hasse ich Großstädte.
Øresundbrücke
Im vorigen Urlaub, 1999, waren
wir auf der Fähre zwischen Malmö und
Kopenhagen zwischen den himmelhoch
aufragenden Brückenpfeilern
hindurchgefahren. Weitestgehend waren sie schon
miteinander verbunden,
es fehlten nur noch 3 Teilstücke in der Mitte. Diesmal
konnten wir den
Öresund von oben betrachten, zumindest die Sozia. Ich hatte
ernsthafte
Probleme, bei der steifen Brise die Fuhre auf der Fahrbahn zu
halten.
Nur 120 km weiter gab's den gleichen Nervenkitzel dann nochmal auf
der
Brücke über den großen Belt.
Wie geht's weiter?
Vor ein paar
Tagen, Anfang Januar 2001 habe ich meinen Roller bei
Kilometer-stand 44.400
bei meinem Händler gegen sein Vorführfahrzeug,
Jahrgang 2000, ansonsten
gleiches Modell wie bisher, eingetauscht, der
nur 3.200 km auf dem Buckel
hatte. Ich freue mich auf eine neue
Rollersaison. Diesmal geht der große
Urlaub wahrscheinlich in den Süden.
Fortsetzung folgt
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